Die Alleskönner-Küchenmaschinen können gar nicht so viel

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Quelle: WeLT

Kochende Küchenmaschinen sind in Mode, gerade der Thermomix erfreut sich großer Beliebtheit. Doch oft sind die Versprechungen der Multifunktionsgeräte größer als die Leistung, wie der WDR-Test zeigt.

Alle 30 Sekunden wird in Deutschland ein Thermomix verkauft, sagt deren Herstellerfirma Vorwerk. Wenn man sich den WDR-Haushaltscheck ansieht, fragt man sich nur: Warum eigentlich?

Moderatorin Yvonne Willicks und drei Gruppen unterzogen drei Alleskönner für die Küche einem Praxistest. Neben dem mittlerweile 1199 Euro teuren Thermomix „TM5“ waren das noch die mit 799 Euro ebenfalls nicht ganz billige „Prep & Cook“ von Krups und der „Proficook“ von Clatronic zum Schnäppchenpreis von 189,99 Euro.

„Kochende Küchenmaschinen: viel Lärm um nix?“, hieß die Sendung (Mittwoch 21.00 – 21.45 Uhr, WDR). Soviel vorab: So deutlich wie die Preisunterschiede waren die Testergebnisse der Geräte längst nicht. Zwar gingen gleich zwei Clatronic-Küchenmaschinen bald nach dem ersten Einsatz kaputt, aber dennoch schied der Billigheimer im Test nicht gleich aus und konnte sogar noch gegen die viel teureren Konkurrenten punkten.

 

So laut wie eine mehrspurige Autobahn

So war es das mit Abstand leiseste Gerät. Das Lautstärkeniveau von Straßenmaschinen erreichte der „Prep & Cook“ von Krups – und an den Pegel an einer mehrspurigen Autobahn erinnerte das Geräusch des Thermomix, als er im Prüflabor Getreide mahlte. „Seien Sie froh, dass wir das nicht mit Kaffeebohnen gemacht haben, das ist nicht zum aushalten“, sagte Willicks in der Sendung.

Im Labor kamen allerdings auch die Schwächen des „Proficook“ ans Licht: Scharfe Kanten an Topf und Deckel, schlecht isolierte Lötstellen im Gehäuse und eine abgebrochene Zugentlastung für das Netzkabel entsetzten den Tester. Eine solche schlampige Verarbeitung müsse auch bei einem Gerät für unter 200 Euro nicht sein.

Die Krups machte ein paar Probleme beim Verschluss des Topfdeckels – und gar keine Beanstandungen gab es in puncto Verarbeitung und Sicherheit für den Thermomix.

Auch bei der tatsächlich erreichten Temperatur hatten die teureren Geräte größere Schwächen. Im Vergleich zum eingestellten Wert von 70 Grad hatten Thermomix und Krups größere Abweichungen als die Clatronic.

Eine wirkliche Zeitersparnis bieten die Geräte nicht

Die Hersteller dieser Alleskönner für die Küche werben gern damit, dass man mit ihnen Zeit spart, weil es schnell geht und die Geräte dem Koch vieles abnehmen. Auch die Haushaltskasse soll so ein Gerät schonen helfen, weil die Nutzer viele Sachen selber machen können. Eine Theromix-Repräsentantin, die ebenfalls zu Wort kam, schwärmte davon, wie billig man künftig seine Brötchen selber machen könne. Denn auch das schaffe der Thermomix.

Eine wirklich Zeitersparnis bieten die Geräte allerdings nicht. Risotto mit Pilzen oder Chili con Carne kochten drei Testgruppen, die jeweils eines der drei Geräte für eine Woche unter die Lupe nahmen. Vergleichen konnten die Zuschauer deren Kochkünste nicht, dazu wurde der Test zu kurz wiedergegeben. Es ging in dem Test auch nicht darum, in welcher Maschine etwa das beste Risotto gekocht wird.

Aber das Fazit der drei Gruppen war trotzdem deutlich: Dreimal so lange wie im eigenen Kochtopf habe er für sein Chili gebraucht, sagt einer der Prüfer. „Es gab Suppe statt Risotto“, sagte eine mitkochende Studentin.

Geräte lassen sich schwer reinigen

Zu geringe Mengen und die hohe Lautstärke kritisierten alle Gruppen bei ausnahmslos allen Geräten. Vier Personen mit einem Mahl nach Maschinenrezept satt zu kriegen, schafft offensichtlich keine der Maschinen. Deutlich absetzen konnte sich das mit Abstand teuerste Gerät, der Thermomix, dabei nicht.

Außer Konkurrenz startetet Willicks dann noch mit einer namenlosen Küchenmaschine für knapp unter 200 Euro gegen den Koch Markus Boßlet von der „Restaurant-Bar“ in Siegen. Es gab Risotto mit Champignons. Kaum eine Überraschung: Boßlet kriegt es besser hin – und schneller. Doch das streng nach Rezept in der Maschine gekochte Risotto sei „geschmacklich ganz okay, wenn man nicht hinsieht“.

Dass man mit einer Küchenmaschine auch Kosmetik herstellen kann, testete Willicks mit einer Beauty-Bloggerin: Es geht – allerdings sollte man mit den Geräten dann nicht gleich wieder Speisen zubereiten. Denn ein Problem von den Maschinen ist es, dass sie sich nur schwer bis in den letzten Winkel reinigen lassen. Was Küchenchef Boßlet wohl zu Risotto mit Badesalzaroma sagen würde?

https://www.welt.de/wirtschaft/article159077771/Die-Alleskoenner-Kuechenmaschinen-koennen-gar-nicht-so-viel.html

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